Warnung an alle Apple-Nerds! Es geht hier nicht um neue Mac-Software. Es folgt vielmehr die – sehr persönliche – Interpretation eines Modeworts des letzten Jahrzehnts: Work-Life-Balance – laut Wikipedia ein Zustand, in dem Arbeit und Privatleben miteinander in Einklang stehen. Und hier meine These, die ein Ar***tritt in den Allerwertesten für alle Wehklagenden dieses Landes sein soll und gleichzeitig so trivial ist: Wir sind alle selbst für unsere Arbeit, unser Leben und das daraus resultierende, angestrebte Gleichgewicht verantwortlich. Deshalb macht meiner Meinung nach iWork-iLife-iBalance auch durchaus Sinn.
Kaffee ist fertig
Wie komme ich darauf und warum schreibe ich hier im St. Bergweh Blog darüber? Vor zwei Wochen war ich im Rahmen einer Weiterbildung in Berlin, also mehr oder weniger beruflich. Eigentlich spielt der genaue Grund auch gar keine Rolle, denn Geschäftsreisen sind in der Regel immer eine zusätzliche Belastung: Man muss die abwesenden Tage eigentlich immer rausarbeiten, weil sich sonst die Arbeit auf dem Schreibtisch stapelt. Man muss sein gewohntes Privatleben entsprechend umorganisieren. Man muss die Reise an sich organisieren und mit Autobahnstaus, überhitzten ICEs oder ausfallenden Flügen leben. Et cetera. Von Balance also eigentlich keine Spur.
Deshalb habe ich mal was ausprobiert, was mich im Nachhinein zu diesem Beitrag angeregt hat. Ich habe kein anonymes Hotel gebucht, in dem nach drei Tagen unweigerlich depressive Gedanken aufkommen müssen. Und ich habe auch nicht auf der Wohnzimmer-Couch eines Freundes geschlafen, was per se ja auch schon mal eine empfehlenswerte Variante – je nach Freund – wäre (und sonst ja auch immer ist!!!). Nein, ich habe mir vorher und hinterher einen Tag Urlaub genommen, habe mein Kajak aufs Autodach und die Campingausrüstung in den Kofferraum gepackt und bin auf einen Zeltplatz in Berlin gefahren. Von 9-18 Uhr war ich aufmerksamer Student in den Quadriga Seminarräumen und habe Wissen für meinen Job aufgesaugt. Von 18-9 Uhr war ich im Urlaub und habe meiner Seele was Gutes getan – oder eben die „Balance“ gefunden. Morgens Kaffee auf dem seit Jahren zuverlässigen Primus-Campingkocher gemacht und den Ruderern beim morgendlichen Training auf dem Hohenzollern-Kanal zugeschaut. Abends zwei Stunden über Spandauer/Tegeler See, Havel und durch Klein-Venedig gepaddelt, die Abendsonne genossen und mit Stirnlampe im Zelt Bücher gelesen oder auf dem iPhone gedaddelt.
Anleitung zum Glücklichsein
Die begeisterten oder auch ungläubigen – in jedem Fall aber überraschten – Reaktionen meiner Kommilitonen haben mir gezeigt, dass das, was ich da gerade tue, etwas außergewöhnlich, aber nicht gänzlich abwegig ist. Dabei geht es nicht um das Zelten an sich, sondern um die Eigenverantwortung für die eigene Work-Life-Balance. Denn da muss ich die Arbeitgeber dieser Welt mal in Schutz nehmen: Natürlich sind sie in der Verantwortung bzw. tun gut daran, ihren Mitarbeitern zeitgemäße Arbeitsweltmodelle zu bieten. Für die Balance ist jedoch jeder selbst zuständig: iBalance. Denn jeder hat das Recht seinen Job zu wechseln oder sich für andere Arbeitsbedingungen stark zu machen: iWork. Und erst recht ist jeder für sein Privatleben selbst verantwortlich: iLife. Diese ganzen Ratgeber „Glücklich in 10 Tagen“ oder „Ihr Leben im Gleichgewicht for Dummies“ können mir gestohlen bleiben.
M&Ms gegen die Unzufriedenheit
Achja… Wo ich grad dabei bin: Einen Mittelfinger an alle BWL-Studienkollegen, die mich nach meinem Uni-Studium mitleidig angeschaut haben, ob meines Einstiegsgehalts in der Agentur, meiner Arbeitszeiten oder des fehlenden Ausgleichs von Wochenendarbeit. Es gab mit Sicherheit auch Schei*tage, aber mein Gleichgewicht hatte ich fast immer und musste dazu nicht meinen Arbeitgeber in die Pflicht nehmen oder meine Unzufriedenheit mit M&Ms aus der Kantine ausgleichen. Und mein Respekt an all diejenigen, die ihr Leben so gestalten, wie sie es für richtig halten und wie sie glücklich sind.
PS: Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel. Sicher hat nicht jeder all diese Freiheiten oder wird durch äußere Zwänge eingeschränkt. Wer sich von diesem Beitrag ungerecht behandelt fühlt, kann sich gerne melden – schließlich seid Ihr selbst verantwortlich dafür, ob Ihr meine Meinung schluckt und Euch heimlich aufregt oder Eurer Meinung Ausdruck verleiht: iOpinion.
Und als Belohnung, weil Ihr es bis hierher ausgehalten habt, hier noch eine Bildergalerie vom Camping in Berlin:
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