BERGNERDSHH #5: TORBEN REIMER

Lange war es ruhig um #BergNerdsHH – umso mehr freut es mich, dass mit Torben Reimer ein waschechter Hamburger die ST. BERGWEH Interviewserie wieder aufleben lässt. Torben ist in meinen Augen einer der „Most Underrated Youtuber“ des Landes und seit heute offiziell Hamburger Berg-Nerd #5. Wieso? Ich sage nur: 1.000 Kilometer mit dem Longboard von Stockholm nach Hamburg oder 200 Tage im selbst zum Van umgebauten Feuerwehrwagen – im Winter in den Alpen. Bevor ihr gleich mehr über Torben erfahrt, hier noch einmal kurz zur Erinnerung: In unregelmäßigen Abständen stelle ich interessante Personen vor, die entweder in Hamburg aufgewachsen sind oder hier leben und eine große gemeinsame Leidenschaft haben: Berge und The Great Outdoors.

Hamburger Berg-Nerd #5: Torben Reimer (Foto: Torben Reimer)

Hey Torben, wie würdest du dich deiner Schwiegermutter beim ersten Treffen vorstellen?

Hi, ich bin Torben.

Wow, sie wird dich lieben oder tut es schon. Und jetzt ernsthaft: Wer bist du?

Ein Technik-Nerd, ein kreativer Bastler, ein weltoffener Hipster, ein Skater, ein Abenteurer, ein Lappen mit Humor und kochen kann ich auch. Ich versuche meist produktiv oder kreativ zu sein. Dies gelingt nicht immer, aber immer häufiger. Und ich liebe die englische Sprache, weswegen mein Youtube-Kanal auch auf Englisch ist. Das mache ich also nicht nur, um mein Englisch intakt zu halten.

Technik-Nerd Torben bei der Arbeit – oder beim Vergnügen – weiß man bei ihm nicht so genau (Foto: Torben Reimer)

Wir haben uns übers Thema Longboarden kennengelernt und ich kann mich an mindestens zwei ziemlich verrückte Trips von dir erinnern. Kannst du die nochmal kurz beschreiben?

Sehr gerne. Meine erste Longboard-Tour entstand aus dem Wunsch heraus, eine „Expedition“, ein „Abenteuer“, eine Reise zu machen. Ich hatte die European Outdoor Film Tour (EOFT) im Kino gesehen und mir in den Kopf gesetzt, dass ich für den Sommer eine Tour planen wollte. Einfach nur eine Fahrradtour war für mich aber nicht interessant genug. Da ich gerne mit dem Longboard zur Arbeit fahre, dachte ich mir: Wieso nicht einen Trip mit dem Longboard machen? Im Internet fand ich ein paar Menschen, die schon mit dem Longboard längere Touren gemacht hatten. Es war eine Challenge und genau danach hatte ich gesucht. Von Anfang an war Stockholm als Startpunkt in meinem Kopf, auch weil man in Schweden frei campen kann. Als das neue Longboard mit Dropdown Deck gekauft war, stand die Tour fest: Es sollte per Flixbus nach Stockholm gehen, um von da aus mit Longboard unter den Füßen und Zelt im Gepäck zurück nach Hamburg zu fahren. Es war immer Teil des Plans, dass ich ja einfach den Bus oder die Bahn nach Hause nehmen könnte, falls ich vorzeitig hätte abbrechen müssen. Ich hätte nie gedacht, dass ich tatsächlich die knapp 1.000 Kilometer mit dem Longboard nach Hamburg schaffen würde.

Die zweite Longboard-Tour wurde mir von Mellow Boards ermöglicht. Die Firma hat ihren Sitz in Hamburg und ich habe die Jungs bei der Critical Mass kennengelernt. Nachdem ich ihnen von meiner Tour erzählt hatte, kam schnell die Idee auf, etwas Ähnliches mit ihrem elektrischen Longboardantrieb zu machen: in zehn Tagen möglichst umweltfreundlich per Longboard von Hamburg nach München zu fahren. Genau das wurde dann ziemlich spontan umgesetzt – dieses Mal allerdings nicht mit Zelt, sondern mit richtigem Bett, Elektroantrieb unter meinem Longboard und Ersatzakkus im Gepäck. Viele Eindrücke und eine ganz andere Tour. Ich habe versucht die Unterschiede beider Trips in meinen Videos zu schildern.

Neben dem Longboarden hast du BWL studiert, aber das Studium vorzeitig abgebrochen. Warum?

Das BWL-Studium hatte ich angefangen, weil ich wissen wollte, wie ich eine potenzielle Start-up Idee umsetzen könnte. Der Ansatz war jedoch nicht wirklich erfolgreich und ich habe deshalb schon im ersten Semester gesagt, dass ich wohl abbrechen werde. Durchgezogen habe ich es aber viel zu spät, denn obwohl ich nie anwesend war und lediglich das Minimum für Klausuren gelernt habe, kam ich trotzdem durch die Semester. Während mein Interesse für die Start-up Idee kontinuierlich sank, stieg meine Begeisterung fürs Filmen. Erst als das Studium immer mehr zu einer Last wurde, habe ich mich nach zweieinhalb Jahren für einen neuen Weg entschieden. Seitdem habe ich mich viel mit dem Filmemachen beschäftigt und bin nun in einer Produktionsfirma tätig, die sich intensiv für die Umwelt einsetzt. Somit habe ich einen Job gefunden, der mich kreativ erfüllt und langfristig eine gute Sache unterstützt.

Wenn du den Feuerwehrwagen dabei hast, ist auch ein Lagerfeuer am Straßenrand ok (Foto: Torben Reimer)

Ok, du hast den letzten Winter in deinem selbst ausgebauten Van in den Alpen verbracht und dich damit als Hamburger Berg-Nerd qualifiziert. Wie kam es? Was hast gemacht? Wie war es?

Nach dem Studium habe ich mir einen alten Feuerwehrwagen gekauft und ausgebaut. Mein Ziel war es, eine Saison Ski zu fahren und in meinem Van zu wohnen und zu arbeiten. Eine Besonderheit der ganzen Aktion war, dass ich den Van nur mit dem verbauten Holzofen geheizt habe. Natürlich lief vieles nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Dafür durfte ich Dinge erleben, mit denen ich nie gerechnet hätte. Man muss die Situationen halt so nehmen, wie sie kommen. Ich wollte Skifahren, filmen, schneiden und einfach wohnen. Genau das habe ich letzten Endes auch gemacht. Allerdings dachte ich beim Punkt Skifahren vor allem an Zeit im Park, durch die Massen an Neuschnee war ich jedoch viel häufiger im Backcountry unterwegs. Trotzdem habe ich in dieser Saison meinen ersten 360er und meinen ersten Backflip gestanden. Gearbeitet habe ich unter anderem im Park als Shaper und im Airparc im Stubaital – einer Art Trampolinhalle. Die Erfahrungen und Menschen, die ich kennengelernt habe, waren unglaublich. Viele und vieles davon habe ich auf meinem Youtube-Kanal festhalten können.

Und was bedeuten Berge für dich?

Berge sind mein Mallorca. Ob im Sommer oder im Winter, ob klettern, wandern, Skifahren oder Wildwasserfahren. Es gibt so viele Möglichkeiten. Und auf der anderen Seite filme ich unglaublich gerne die Natur und Athleten auf dokumentarische Art. Die Natur bietet aber auch außerhalb der Berge genügend Abenteuer. Vielleicht sind die Berge ja einfach die Hochburg der Natur und Sportarten?

Stimmt: Die Natur ist auch abseits der Berge geil, aber die Berge bleiben irgendwie was Besonderes. Was war denn deine intensivste Bergerfahrung?

Bei Sonnenuntergang bis in die Nacht den Funpark shapen und im Anschluss die frisch gemachten Pisten bis zu meinem Van fahren, um dort den Ofen anzuheizen.

#Vanlife Galore bei #BergNerdsHH: Ein umgebauter Feuerwehrwagen als Wohn- und Arbeitsplatz (Foto: Torben Reimer)

Was tust du eigentlich, wenn dich in Hamburg das Bergweh überkommt?

Die nächste Tour oder das nächste Projekt planen. Oder neue Herausforderungen angehen und in die Projekte mit einbeziehen. Beispielsweise will ich FPV fliegen lernen und mache mir Gedanken, wie ich die Batterien unterwegs am besten laden könnte. Das ist im Übrigen die Challenge für meine nächste Tour 2020.

Welche Tipps hast du für Hamburger mit Bergweh?

Einfach die Critical Mass mitfahren – sei es auf dem Stadtrad oder mit dem Longboard.

Vermutlich liegen da gerade 20-25 Grad Temperaturunterschied zwischen Drinnen und Draußen (Foto: Torben Reimer)

Keine Frage, sondern ein wenig Platz für etwas, was du loswerden möchtest:

Ich verbringe massig Zeit damit, die Videos meiner Projekte zu schneiden und zu filmen. Alle Videos sind öffentlich und werbefrei auf Youtube zu sehen und ich würde mich freuen, dich als Fan von meinen Videos und Abenteuern zu gewinnen!

Und da jeder St. Bergweh Artikel mit einem Song endet: Welches Lied sollte unter diesem Interview stehen und warum?

Der Icarus Remix von Rae Morris‘ Song „Do it“. Weil ich den schon immer für ein Video verwenden wollte – unter anderem wegen dieser Textzeile „Let’s do something that we might regret“.

Tipp: Folgt Torben doch gerne nicht nur auf Youtube, sondern auch auf Instagram und/oder Facebook.

An alle St. Bergweh Leser: Du kennst einen echten Hamburger Bergsportverrückten? Oder bist selbst einer? Dann melde Dich doch bitte unter bjoern(at)st-bergweh.de