Nicht dass jetzt jemand denkt, mir würde kein zündender Einstieg für diesen Beitrag einfallen. Nein nein. Ganz und gar nicht. Aber es gibt viel zu sagen und viel zu sehen. Drum will ich gleich zum Punkt kommen: Hamburg wartet von 9. Mai 2014 bis 1. März 2015 mit der Ausstellung „Das Fahrrad“ im Museum der Arbeit mal wieder mit einem kulturellen Highlight auf. Und da das ja jeder könnte, wird noch einer draufgesetzt: Am 23. Juni 2014 wird im Rahmen der Ausstellung (und übrigens im Museumseintrittspreis inbegriffen) ab 19 Uhr der Kult-Film „Breakin L.A.“ von den Hamburgern Karla Lemus und Boris Castro gezeigt.
Sie rekrutierten 2011 eine Bike-Nerd-Gruppe aus St. Pauli, die sie für ein Filmprojekt auf einen zwölftägigen Trip mit ihren Fixies und BMX-Bikes in die Hauptstadt der Autos schickten. Die 76-minütige Dokumentation soll zeigen, wie das Fahrrad zum Medium für Entdeckung, Herausforderung und Begegnung werden kann. Die beiden Filmemacher stehen nach der Aufführung allen Gästen übrigens noch für Fragen zur Verfügung. Doch St. Bergweh wäre nicht St. Bergweh, wenn hier nicht bereits die wichtigsten Fragen gestellt und von Boris Castro stellvertretend ausführlich beantwortet würden. Zudem findet Ihr nach dem Interview auch noch den Trailer zum Film und geile Schwarz-Weiß-Bilder aus der Stadt der Engel: Einmal von Karla aus Biker-Perspektive und einmal von mir von meinem Solo-Trip im Spätsommer 2012 aus Walker Perspektive.
STB: Boris, andere fahren zum Biken in die Lüneburger Heide. Ihr nach Los Angeles. Warum?
Boris: Wir haben beide enge Bindungen nach L.A. und kennen die Stadt ziemlich gut. Karla kommt ursprünglich aus El Salavador und ein Teil ihrer Familie ist wegen des Bürgerkriegs seiner Zeit in L.A. gelandet. Ich selbst fliege seit Ende der 90er Jahre regelmässig nach Los Angeles. Ich habe dort meine ersten beiden Dokumentationen produziert und mittlerweile auch eine Menge Freunde in L.A. Außerdem regnet es dort fast nie.
STB: Hattet Ihr ein Konzept für den Film oder ist das erst während bzw. nach dem Trip entstanden?
Boris: Wir haben den Film inklusive Finanzierung fast ein Jahr lang vorbereitet. Wenn du nur zwölf Tage Zeit hast, lässt sich das ohne Konzept kaum bewerkstelligen. Wir mussten letztendlich nochmal allein zurückfliegen, um diverse Interviews zu drehen, die wir in der kurzen Zeit nicht realisieren konnten.
STB: Und was wollt Ihr mit dem Film rüberbringen?
Boris: Es gibt keine bessere Art, eine Stadt unmittelbarer kennenzulernen. Wir selbst kannten L.A. nur aus dem Auto und haben ein völlig neues L.A. kennengelernt. Mittlerweile kennen wir auch Spots, von denen nicht mal Locals wissen. Der Film ist am Ende aber ein Aufruf, mit dem Rad auf Entdeckungstour zu gehen. Denn wie im Falle von L.A. zeichnet sich dann ein Bild, was nicht immer dem Stereotyp entsprechen muss.
STB: Klingt logisch. Wird es denn ein „Breakin Tokyo“ oder was in der Art – also ein neues Bike-Abenteuer – von Euch geben?
Boris: Natürlich haben wir darüber nachgedacht und es gibt eine lange Liste von Städten – von Astana bis Zagreb – die wir gerne erkunden würden. Aber das ganze ist sehr sehr zeitaufwendig, kostspielig und ohne Sponsoren nicht zu bewerkstelligen. Wenn also jemand Geld auf den Tisch packt, dann stellen wir gerne wieder eine Crew zusammen und machen uns auf die Reise. Aber wir wollen auch nicht in die Schublade gepackt werden, Fahrradfilmer zu sein. Und so produzieren wir momentan einen Film über einen Singer-Songwriter aus South Texas, wo wir allerdings auch fast immer mit den Bikes unterwegs sind.
STB: Und zu guter Letzt wie immer die Frage: Wen wollt Ihr grüßen?
Boris: Die Hamburger Polizeifahrradstaffel.
Ein weiteres ausführliches Interview mit den Beiden gibt es übrigens beim adfc Hamburg. Und weitere Infos zu dem Projekt findet Ihr in diesem digitalen Booklet. Wer zu faul zum Lesen ist, der schaut sich den Trailer und die folgenden Bilder an:
Hier nun die versprochenen Impressionen von Karla während des Drehs für Breakin L.A.:
Und weiter geht’s mit ein paar Schnappschüssen von meinem Solo-Trip 2012 nach Kalifornien, den ich zur einen Hälfte auf dem John Muir Trail (Bilder, Video und Hintergründe hier und hier) und zum anderen in der Stadt der Engel verbrachte: