Schluss mit lustig. Schluss mit der Spaßgesellschaft. Das Leben ist kein Ponyhof. Oder besser: Es war nie einer und wir sind auf dem besten Weg, dass es auch in Zukunft keiner sein wird. Denn zusätzlich zu allen politischen und wirtschaftlichen Krisen oder allem gesellschaftlichen und religiösen Irrsinn sind wir drauf und dran, unseren Kindern und Enkeln eine irreparable Natur und damit nicht unerhebliche Probleme zu hinterlassen.
Mit „wir“ meine ich natürlich nicht nur euch, sondern auch mich. Ich habe ein Auto. Sogar ein viel zu Großes. Mache regelmäßig Langstreckenflüge, um meine Abenteuerlust zu befriedigen. Kaufe Dinge, die ich nicht wirklich brauche. Viel zu viele Dinge übrigens. Nutze Liftanlagen in großen Skigebieten und habe ein Saisonticket für die Skihalle. Und und und… Mir ist bewusst, dass ich damit Teil dieses kranken Systems bin, das den eigenen Spaß und Komfort über jegliche Nachhaltigkeit und Vernunft setzt.
Klar: Ich nutze seit Jahren Ökostrom. Ich unterstütze die Anti-Klimawandel-Organisation Protect Our Winters (POW). Und wenn es bei den Dingen, die ich mir kaufe, eine Produktalternative mit nachweislich höheren Öko-Standards gibt, dann nehme ich in der Regel auch den höheren Preis in Kauf. Aber bei mir hören oft da die Ethik und der Wunsch nach einer besseren Welt auf, wo die Einschränkung meines persönlichen Lebensstils anfängt. Das finde ich zunehmend doof. Und ich versuche das zu ändern. Klappt jedoch leider eher selten. Aber ab und an. Und hoffentlich zukünftig immer häufiger.
Doch wie komme ich darauf? Ich habe mich schon an anderer Stelle als treuer Pleasure-Snowboard-Magazin-Leser bekannt. In der aktuellen Ausgabe des Magazins (Nr. 117 / Januar 2015) bin ich bei einem Interview mit der kanadischen Rome-Teamfahrerin Marie France Roy über ihr Filmprojekt „The Little Things“ hängengeblieben. Die Profi-Snowboarderin hat gemeinsam mit der Filmemacherin Darcy Turenne einen Film über Snowboarden und Umweltschutz produziert, den sie über eine Kickstarter-Crowdfundig-Initiative und – laut Pleasure Mag – zu einem nicht unerheblichen Teil aus eigener Tasche finanziert hat. Alle Einnahmen, die der Filmverkauf via iTunes/Amazon und die Filmvorführungen einbringen, gehen an die David Suzuki Foundation und Protect Our Winters. Hier der Trailer zum Appetit holen:
Laut Pleasure Mag Redaktion kommt der mit dem Coldsmoke Award ausgezeichnete Film ohne „Pathos, mahnende Finger und Tränendrüsen“ aus. Inhaltlich soll es ebenso Snowboarding-Szenen und Naturaufnahmen geben, wie Interviews mit und Geschichten von Snowboardern, die „bereits erste Schritte in eine nachhaltigere Welt getan haben“, so Marie France Roy, die sich bewusst ist, dass sie als Profi-Snowboarderin aufgrund ihrer vielen Reisen eine miserable CO2-Bilanz hat und im Interesse ihrer Sponsoren den Konsum antreibt. Genau das war aber wohl auch ihr Antrieb zu dem Film. Nach den Zielen des Projekts befragt, antwortet sie: „Ich würde mir wünschen, dass ‚The Little Things’ Menschen motiviert oder zumindest eine Diskussion auslöst. Geschieht das – hat sich all der Aufwand gelohnt. Gelingt es uns außerdem, mit dem Irrglauben zu brechen, dass nur die Leute für Umweltschutz einstehen dürfen, die ihren Alltag darauf ausrichten – noch besser.“ Im Outdoor Tech Blog gibt es auch ein Interview mit Darcy Turenne, die auf die Frage, was das Publikum aus dem Film mitnehmen soll, antwortet: „I want them to leave inspired to challenge the status quo and make their lives more meaningful.“ Und sie hat von der Arbeit an dem Film und mit den engagierten Snowboardern ein sehr schönes Motto mitgenommen:
Live simply, move slowly, enjoy it all.
Stopp. Einmal kurz zurück. Den Satz nochmal lesen. Auswendig lernen. Und umsetzen. Ein klein wenig zumindest. Ich versuche es auch. Schließlich sind es die kleinen Dinge.
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