Laax statt Lachs

Ich so neulich an einem frostigen Sonntagmorgen unterwegs auf dem Hamburger Fischmarkt. Kurzer Stopp bei Aale-Dieter. Der kultige Fischhändler haut wortgewaltig ein Paket Lachse nach dem anderen raus. Ich schlage zu und er wickelt mein Abendessen behände in das Papier einer alten Zeitschrift ein. Zuhause glaube ich meinen Augen kaum: Der Lachs steckt in einer alten Ausgabe des Pleasure Snowboard Magazins (Hinweis: Abo absolut empfehlenswert!). Ok, das war jetzt alles Seemannsgarn. Die Wahrheit ist: Ich bin von Schweiz Tourismus und dem Tourismusverband des Schweizer Kantons Graubünden eingeladen worden, für euch einen der angesagtesten Snowboard Hotspots der Alpen auszuchecken: Laax. Und wann könnte man das besser als während der Laax Open, die nächste Woche (18.-24. Januar 2016) als Nachfolger der legendären Burton European Open stattfinden und mit einem Preisgeld von 500.000 US-Dollar die Snowboard-Elite in die Schweiz locken.

Das Ganze ist auch deshalb besonders spannend, weil Laax eine ähnlich lange und innige Beziehung zum Snowboarden hat, wie ich selbst. Als Anfang der 90er Jahre tatsächlich noch viele Skigebiete misstrauisch auf die „verrückten“ oder zumindest wenig lukrativen – weil mittellosen – Snowboarder geschaut haben, hatte man in Laax bereits kräftig in den jungen Sport investiert und Halfpipes, Kicker sowie Obstacles aufgebaut. In Laax hat man also schon vor einem Vierteljahrhundert an Freestyle geglaubt und ist dieser Überzeugung in diesen 25 Jahren treu geblieben. Das Ergebnis ist beeindruckend: Mehr als 90 Obstacles verteilt auf vier Snowparks, eine Pro-Kicker-Line in olympischer Grösse und eine 200 Meter lange Superpipe am Crap Sogn Gion. Im Ort setzt sich die Freestyle-Kultur beim Übernachten und Feiern fort, zum Beispiel im legendären Riders Palace oder im neuen Rocks Resort. Dem ganzen die Krone aufgesetzt haben die Jungs von der Laax Snowpark Shape-Crew mit ihrer Idee einer Indoor-Anlage mit Trampolinen, Skate Bowl und Bag Jump, der Freestyle Academy.

LAAX The Movie III – AFTERPARTY:

LAAX The Movie III – AFTERPARTY Girls:

Am Donnerstagmorgen werde ich mich also in den Swiss Airlines Flieger setzen und zusammen mit anderen Journalisten und Bloggern vier Tage lang Laax während der Laax Open auschecken. Live-Berichte gibt es via „@bjoekoe“ auf Instagram und Twitter sowie auf der St. Bergweh Facebook-Seite. Bevor es losgeht, habe ich aber noch ein Schmankerl für euch (und damit löst sich auch der in Pleasure Snowboard Mag Seiten eingewickelte Lachs vom Seemannsgarn-Einstieg in diesen Artikel auf): In der Ausgabe Nr. 2 des Kult-Magazin aus dem Jahr 1997 ging es in einem Artikel von Pleasure Mag Herausgeber Bene Heimstädt um einen spontanen Trip zum Snowboarden Laax. Die 120. Ausgabe von Ende letzten Jahres war in Gänze der Schweiz gewidmet und enthielt ein ausführliches Interview von Bene mit Reto Gurtner, dem CEO/Präsident der Weissen Arena Gruppe und „Architekt“ der Laax-Idee. Ich habe euch einfach mal ein paar interessante oder kurzweilige Textschnipsel zusammengesucht:

Pleasure Magazin – eine der letzten verbliebenen Snowboard Zeitschriften: 1997 (Ausgabe #2) und 2015 (Ausgabe #120)
Pleasure Magazin – eine der letzten verbliebenen Snowboard Zeitschriften: 1997 (Ausgabe #2) und 2015 (Ausgabe #120)

Bene Heimstädt 1997

Es ist gerade ISPO… Als Freitag Nachmittag die Stände abgebaut und der letzte Stuff verscherbelt wird, steht für uns fest: Übers Wochenende muss einfach gesnowboardet werden. Und plötzlich sind jede Menge Leute von der Idee überzeugt: OK, let’s go to Laax.

Reto Gurtner 2015

Ich wurde geprägt, als ich Mitte der Siebzigerjahre an der UCLA in Los Angeles war. Damals ist das Surf-Image aufgekommen und Skaten ist entstanden. Ich war fasziniert, weil das war eine extrem lockere Atmosphäre. Immer gute Musik, Beach Boys, einfach Spaß haben. Und trotzdem stylisch und gegen die Konventionen. Das war einfach eine andere Kultur, eine andere Lebensweise. Das hat mich extrem angesprochen und ich habe überlegt: Wie kann ich das in die Berge bringen?

Bene Heimstädt 1997

Nachdem wir am Crap Masegn erst mal ein paar Minuten überwältigt das Graubündener Panorama bewundert haben, machen wir uns auf die Suche nach einem schönen Kicker. Laax bietet unglaublich viele Möglichkeiten… Egal wo man hinschaut, kleine oder große Jumps, Cliffs, Wächten oder Powderabfahrten.

Reto Gurtner 2015

Natürlich gab es auch interne Widerstände. Da hieß es: Wir wollen die Kiffer nicht, die haben kein Geld, das sind nicht unsere Gäste.

Bene Heimstädt 1997

Die einzige Alternative zu einer kalten Nacht im Auto: 130 Schweizer Franken pro Person für eine Übernachtung im Vier Sterne Hotel… Den Ärger über den nicht vorhandenen Whirlpool oder die geschlossene Sauna macht die gut gefüllte Minibar vergessen. Erst als bereits gähnende Leere im Kühlschrank herrscht, bemerken wir, daß sämtliche Getränke das Verfallsdatum bereits seit etlichen Wochen hinter sich gelassen haben.

Reto Gurtner 2015

Die ökologische Seite ist uns sehr wichtig… Wir machen seit acht Jahren schon CO2-neutrale Energie, aus Wasserkraft und mit Solarpanels. Ich hätte mich nie getraut zu sagen: ‚Hey, wir sind jetzt auch grün‘. Das ist Blablabla. Das kann man nicht vermitteln. Skigebiete haben Schneekanonen und roden Wälder. Aber wir haben Ideen, mit Windkraftanlagen auf den Bergen zur Energiegewinnung, mit Pumpspeicherwerken in den Speicherseen zum Energieerhalt. Da kann ich irgendwann mehr Energie produzieren, als ich verbrauch.

Bene Heimstädt 1997

Insgesamt ist Laax wohl eines der snowboardfreundlichsten Resorts überhaupt. Während man sich woanders lediglich geduldet fühlt oder als Geldbringer akzeptiert wird, gibt sich Laax wirklich Mühe, es den Snowboardern so angenehm wie möglich zu machen… Laax rult!

Reto Gurtner 2015

Das traditionelle alpine Skifahren hat einfach keinen Sex-Appeal. Allein schon von den Klamotten her … die Bogner-Anzüge … das sind die 120-Franken-Steak-Esser, die sowas anziehen. Das ist eine andere Kultur. Die respektiere ich auch, und wir haben auch solche Kunden, die sich bei uns wohlfühlen. Aber diese Kultur ist einfach nicht unsere Stärke.

Zum Abschluss wie immer ein passendes St. Bergweh Musikvideo: Dieses Mal von DJ Stylewarz aus Bremerhaven, der nicht nur ähnlich lange das HipHop-DJing prägt, wie Laax die Snowboard Freestyle Kultur, sondern der auch noch selbst begeisterter Snowboarder ist. Und der sowohl regelmäßig während der Wild & Style Snowboard Camps auflegt als auch jetzt bei den Laax Open (Do, 21.1.2016, ab 20 Uhr, Indy Living Room):