Am Montag war es tatsächlich soweit. Da lag ein offizieller Umschlag mit der Aufschrift „Olympia-Referendum“ in meinem Briefkasten. Nun soll ich, genau wie knapp 1,3 Millionen andere wahlberechtigte Hamburger Bürger, mit einem Kreuz bei JA oder NEIN darüber abstimmen, ob sich Hamburg um die Olympischen Sommerspiele und die Paralympics 2024 bewerben soll oder nicht. Mach ich doch glatt. Und das sollten möglichst viele andere auch tun, damit es tatsächlich eine Entscheidung der Bürger ist. Deshalb auch gleich an dieser Stelle die Kernaussage dieses kurzen Beitrags: „Liebe Hamburger, nehmt bis spätestens 29.11. am Bürgerschaftsreferendum teil und entscheidet mit.“ Apropos entscheiden: Das nutze ich dann auch gleich mal als Überleitung.
Ich hatte mich ja bereits vor einigen Tagen dazu geäußert, was ich von der Olympia-Bewerbung bzw. den Umgang einiger Institutionen damit halte. Nun kam am Montag der Brief mit den Wahlunterlagen. Zufälligerweise war ich auch in dieser Woche wieder mal an der Reihe, im Rahmen des Projekts #sobloggthh einen Gast-Blogbeitrag auf unserem Stadtportal hamburg.de zu schreiben. Was liegt da näher, als das Thema noch einmal aufzugreifen. Es hat eine große Relevanz, betrifft nahezu alle Hamburger Bürger und bekommt gerade durch das Referendum eine hohe Aktualität. Die Diskussion darüber wäre für alle Seiten bereichernd. Schließlich würde sie dazu animieren, sich fundierte Informationen zu suchen, sich vielleicht sogar einzubringen und anschließend eine fundierte Meinung inklusive Entscheidung zu treffen. Und die Meinung der Hamburger Bürger ist doch bei dieser besonders bürgernahen und nachhaltigen Bewerbung allen Seiten so wichtig – sonst bräuchten wir auch kein Referendum. Oder trügt der Schein?
Für mich ziemlich überraschend, hat hamburg.de den Beitrag abgelehnt. Und da stehst du dann und guckst blöd… Aber es dauerte nicht lange, da lichtete sich der Nebel und die Sache machte plötzlich Sinn: Der abgelehnte Artikel ist nur ein kleines Puzzleteil, aber es passt in ein großes Bild und verdeutlicht ein gesamtgesellschaftliches Phänomen – den Widerspruch zwischen Schein und Sein. Der betrifft nahezu jeden von uns – auch mich. Er spiegelt sich wieder in dem verzerrten Bild, das wir zum Beispiel auf den verschiedenen Social Media Plattformen von uns zeichnen und wie wir wirklich sind. Man findet den Widerspruch zwischen Schein und Sein aber eben auch in den Aussagen der Olympiabewerbungsbefürworter (und auch einiger -kritiker), die von einer transparenten Bewerbung sprechen bzw. umfassenden und offenen Informationen sowie ehrlichem Dialog (weil sich das ja heutzutage so gehört und nötig ist), es dann aber doch lieber sehen, wenn die Entscheidung Pro- oder Contra-Olympia durch Druck, Überzeugungsarbeit oder Ausnutzung ihrer jeweiligen Position/Funktion gefällt wird. Und er steckt scheinbar auch – und da schließt sich der Kreis wieder – in der Ablehnung eines kontroversen Meinungsbeitrags auf dem Hamburger Stadtportal – hinter dem neben der Axel Springer SE eben auch mit der Hamburger Sparkasse, der Sparkasse Harburg-Buxtehude und der Freien und Hansestadt Hamburg drei sehr offensive Olympiabefürworter stehen.
Aber statt mich weiter aufzuregen, bekommt ihr jetzt auf hamburg.de und #sobloggthh den nicht weniger wichtigen Artikel zum Thema Abenteuerdrang vs. verantwortungsvolles Verhalten in den Bergen als Wochenendlektüre. Und mein Beitrag zum Thema Olympia erscheint dann eben auf dem Hamburger Blogazine elbmelancholie.de: „Olympia 2024: Ja oder Nein?“. Vielen Dank für die spontane Möglichkeit und alle Unterstützung. Ich freue mich auf eure Meinungen und wie gesagt: Informiert euch, hinterfragt und geht wählen!
Ergänzung am 7.11.: Oh no, ich habe das obligatorische Abschlussmusikvideo vergessen. Also bitte sehr: Hier das offizielle Musikvideo zum Olympiasong für Hamburg „Feuer und Flamme“ von Saskia Leppin. Mir unbegreiflich, warum die obligatorische Youtube Bewertungs- und Kommentarfunktion deaktiviert ist. Naja, scheinbar gibt es bei der Hamburger Olympiabewerbung einfach durchgängig eine eigene Interpretation von Transparenz und Meinungsdiversität.