Update Nr. 1: Free Ride Europe

Auf vielfachen Wunsch, hier ein kurzes Update von meinem aktuellen Freeride-Roadtrip durch Europa: Nach knapp zwei Wochen ist knapp ein Viertel meiner Free Ride Europe Tour um. Ich sitze grad bei meinen Freunden Katja, Thomas und der kleinen Luisa im oberösterreichischen Pregarten am Küchentisch, habe mal wieder eine Nacht in einem normalen Bett verbracht (ok, ein Kinderbett, aber so ist meine Tour ja auch gestartet) und konnte entspannt warm duschen. Zeit zum Durchatmen und ersten Reflektieren. Beginnen wir mit den Fakten.

Start zum Free Ride Europe Roadtrip stilecht im Hamburger Hafen

Stopp 1: Thüringer Wald (D)

Den ersten Stopp habe ich bei meinen Eltern im thüringischen Geraberg eingelegt – eigentlich um mich für die nächsten zwei bis drei Monate zu verabschieden und meinen Sunlight Camper Van einzuräumen und mich zu organisieren. In Wirklichkeit habe ich eine Erkältung auskuriert und lag vor allem mit Taschentüchern und warmer Teetasse auf der Wohnzimmercouch. Dann ging es endlich los – allerdings erstmal zum Sunlight Service Partner, weil ich dachte, dass mir schon vor meiner eigentlichen Tour der Frischwassertank eingefroren wäre. Dann die schnelle Diagnose: Die Frostschutzsicherung hat ausgelöst und ohne dass ich es mitbekomme habe den kompletten Wassertank entleert. Ich Idiot. Aber ich will ja auch dazulernen auf der Tour und das war die erste Lektion. Also bedanke ich mich herzlich und begebe mich auf meine Reise.

Zuhause bei dem jungen Familienvater René Eckert und seiner Freundin Maria im Vogtland

Stopp 2: Vogtland (D)

Es ging also endlich los in Richtung Erzgebirge. Dort – oder genauer gesagt im vogtländischen Zwotental – habe ich mit René Eckert von Blickinsfreie eine wirklich interessante Persönlichkeit der internationalen Snowboardszene besucht. Interessant vor allem, weil er sich bewusst für eine Rückkehr in seine ländliche Heimat entschieden hat. Aber ich will nicht zu viel verraten. Ich gebe euch nur den Tipp: Falls ihr mal abschalten oder mit eurer Familie oder Freunden eine entspannte Zeit in der Natur verbringen wollt, dann checkt unbedingt die ausgefallene Loft-Ferienwohnung, die René in die renovierte alte Musikinstrumentefabrik gebaut hat und die ihr so definitiv nicht in der Region erwarten würdet.

Mein BuddyBuddy Emcee nach seinem „Einsatz“ im Riesengebirge

Stopp 3: Erzgebirge (D)

Weiter ging es in die neue Manufaktur von BuddyBuddy Boards ins erzgebirgische Gornau. Gründer Mike Gelbrich hat sich den ganzen Tag Zeit genommen, um mir die komplette Produktion seiner möglichst nachhaltig produzierten und trotzdem höchsten Leistungsansprüchen genügenden Snow- und Longboards zu zeigen. Ich hatte mir vor anderthalb Jahren mit dem Emcee 159 ein Board von BuddyBuddy gekauft und bin nach wie vor begeistert von der Anchor Core Technology, die einen Verzicht von Carbon und Co ermöglicht und trotzdem extrem leicht ist. Insofern fand ich den Besuch doppelt interessant.

Erste Splitboard Tour mit den Jungs von Gara Splitboards aus Tschechien

Stopp 4: Riesengebirge (CZ)

Weiter ging es ins Riesengebirge, um mich da mit den Jungs von Gara Splitboards zu treffen, über die ich vor einiger Zeit mal bei Instagram gestolpert war. Ein Glücksgriff, wie sich schnell herausstellte: Gründer Ota Tyl und seine Freunde kennen den Nationalpark wie ihre Westentasche. Und respektieren auch, dass bestimmte Strecken bei bestimmten Schneelagen einfach nicht befahren werden sollten, um der Natur möglichst wenig zu schaden. Jedenfalls gab es hier wirklich schöne Tree Runs und einen Abend in einer waschechten Holzofensauna inklusive abkühlendem Bad in der halb zugefrorenen Elbe (!), die unweit von Spindlermühlen entspringt und direkt am Saunafass vorbeifließt, sowie einem Glas Weißwein (!) nach jedem Saunagang. Danach habe ich sehr gut geschlafen…

Happy und frustriert zugleich – Schnee in Zakopane, aber kein Propangas für den Camper

Stopp 5: Hohe Tatra (PL)

Nächster Stopp: Der Wintersportort Zakopane in Polen. Von hier aus wollte ich eigentlich die Hohe Tatra erkunden. Anhaltender Schneefall, Null Sicht und ein schier unlösbar erscheinendes Gasflaschenproblem machten mir da jedoch einen Strich durch die Rechnung. Obwohl das Auffüllen der Gasflaschen, die ich zum Beheizen des Camper Vans und für die Kochplatten benötige, laut diverser Campingführer in Polen kein Problem sein sollte, finde ich einfach nirgendwo jemanden, der mir helfen kann oder will. Schlussendlich habe ich eine neue zusätzlich polnische Flasche gekauft, die ich mittlerweile hier in Österreich wieder bei einem Gashändler entsorgt habe, und bin weitergefahren in die Slowakei.

Perfekte Freeridebedingungen in der Niederen Tatra: Unverspurte Couloirs, Lawinenwarnstufe 2, Sonne und Berge

Stopp 6: Niedere Tatra (SVK)

Hier in der Niederen Tatra – oder um genau zu sein im Skigebiet Jasná – hatte ich vorgestern nun den bisher besten Freeride-Tag des bisherigen Trips. Da ich nach einer abenteuerlichen Fahrt im Schneesturm erst mitten in der Nacht an der Talstation des Skigebiets ankam, konnte ich erst nach dem Aufwachen am nächsten Morgen checken, wie krass geil dieses Gebiet zum Freeriden ist, wenn das Wetter passt: Ein kilometerlanges Nordface mit einem Couloir am anderen und einer Südseite mit vergleichsweise entspannten Passagen und Treeruns. Eine Gondel bringt Skifahrer von beiden Seiten auf den gut 2.000 Meter hohen Chopok, den dritthöchsten Gipfel der Niederen Tatra. Von da aus lassen sich alle Freeride-Einstiege über den Grat sehr gut erreichen. Für mich steht fest: Diese Region habe ich total unterschätzt.

Falls Du diesen Camper Van siehst: Klopf an, es gibt Kaffee oder Tee for free 😉

Und sonst so?

Nach den (eher rationalen) Fakten dann vielleicht noch was für die andere Gehirnhälfte. Ich sitze zwar hier mit Katja, Thomas und der kleinen Luisa im oberösterreichischen Pregarten in einem schönen alten Haus entspannt in der Küche und fühle mich dabei auch wirklich sehr wohl. Weil es – und das ist jetzt positiv gemeint – sehr heimelig ist und wir uns auch viel zu lange nicht gesehen haben. Gleichzeitig ertappe ich mich für kurze Momente immer wieder bei dem Gefühl, die Zeit alleine im Camper Van auf dem Weg ins Unbekannte zu vermissen. Entweder, weil ich nach 15 Jahren klassischem Job noch nicht raus zu sein scheine aus der Denke „Ich muss die Zeit nutzen – produktiv und effizient sein“. Oder weil die ersten zwei Wochen alleine im Camper und das freie Reisen von Ort zu Ort einfach schön waren.
Überraschend bisher: Ich dachte, ich hätte viel mehr Langeweile oder Zeit zu so was Verrücktem wie Bücher lesen. Ich dachte nicht, dass mich Regionen wie Erz- und Riesengebirge oder Hohe und Niedere Tatra so faszinieren würden. Und ich bin begeistert, wie offen ich bei den verschiedenen Spots von den Menschen vor Ort empfangen worden bin. Jetzt geht es weiter nach Slowenien und von Ost nach West durch die Alpen. Schluss mit durchatmen also – Zeit für neue Eindrücke und Erlebnisse.

Tourplan des St. Bergweh FREE RIDE EUROPE Roadtrips 2018 – aktueller Standort: Pregarten bei Linz

Das obligatorische St. Bergweh Blogpost Abschlussvideo ist heute ein expliziter Wunsch meines Gastgebers Thomas, der wie ich Hip-Hop Fanatic ist: Die 10 Rap Gesetze von Curse