„Been There Done That“, können Tim und ich jetzt gelangweilt antworten, wenn das Gespräch auf alpine Fernwegabenteuer wie die 15-tägige Wanderung von Chamonix nach Zermatt gelenkt wird. Denn statt für den im August sehr heißen und überlaufenen GR20 auf Korsika, hatten wir uns in diesem Frühjahr für die 180 Kilometer vom Mt. Blanc zum Matterhorn entschieden. Gesagt. Geplant. Gemacht. Getan.
Ich habe mir mal die Mühe gemacht und bei Adobe Spark einen ausführlichen Multimedia Reisebericht zu publizieren. Für mehr Infos empfehle ich Kev Reynolds‘ Guidebook „Chamonix to Zermatt – The Classic Walker’s Haute Route“ von Cicerone. Da steht echt alles drin und bei gutem Wetter braucht man auch keine Detail-Karten. Nächstes Frühjahr soll auch ein Rother Wanderführer auf deutsch rauskommen. Keine Ahnung, ob sich das warten lohnt. Außerdem gibt es auch sehr hilfreiche Erfahrungsberichte im Netz. Hier nur eine kleine Auswahl zum Weiterlesen: Steph Abegg (englisch, aber sehr detailliert), Awesomatik (deutsch und sehr kurzweilig) und – UPDATE 11.06.2020 – im Blog der genialen Marmota Maps, von denen auch das folgende Höhenprofil stammt.
Vor ein paar ausgewählten Pics, hier noch meine zehn wichtigsten Erkenntnisse der Tour:
- Stöcke sind unverzichtbar, wenn man nicht nach wenigen Tagen aufgrund der langen Abstiege von Knieschmerzen gequält werden will.
- Lasst die Lieblingsmüslischale oder den aktuellen Konsalik-Roman zu Hause. Jedes Gramm zählt. Mein Rucksack brachte ca. 9 Kilogramm + Wasser und Essen auf die Waage. Mehr ist Frust. Daran ändert dann auch das Frühstück aus Eurer geliebten Müslischale nichts.
- Allein ist man selten. Insbesondere nicht auf den Teilstrecken, die man sich mit der Tour du Mt. Blanc oder der Tour Monte Rosa teilt. Da muss man durch. Oder man hängt nicht so sehr an dem Guide und baut sich eigene Varianten.
- Der John Muir Trail war deutlich härter. Wahrscheinlich wegen des höheren Rucksackgewichts (Komplette Selbstversorgung über mehrere Tage) und die Anfangs schlaflosen Nächte wegen möglicher Bärenattacken (zumindest in meiner Vorstellung).
- Beim nächsten Mal würde ich mehr Berghütten und da vor allem Selbstversorgerhütten in die Tourenplanung einbauen. Die Nächte im Tal haben einen doch immer wieder zurück in die Zivilisation geholt, der man ursprünglich ja entfliehen wollte.
- Die Schweiz ist voll mit wunderschönen, beeindruckenden Gletschern. Das hatte ich gar nicht so auf dem Schirm. Muss man mit eigenen Augen gesehen haben.
- Schuhwerk: Tatsächlich sind meine Hanwag Yukon too much gewesen. Ein leichterer Trekkingstiefel wäre besser (weil leichter eben) und vollkommen ausreichend gewesen. Ein Schuh gänzlich ohne Knöchelhalt wäre mir aber zu riskant. Umknicken geht schnell und dann ist die Tour frühzeitig zu Ende.
- Man kann den Trail auch alleine laufen, denn man trifft immer nette und interessante Menschen. Zu zweit macht es aber mehr Spaß. Besonders wenn man einen so tollen und unkomplizierten Begleiter hat wie ich. Danke fürs Teilen dieses genialen Abenteuers, Tim.
- Organisation und Disziplin sparen nerven. Verteilt Euer Equipment in kleine (wasserdichte) Packsäcke und die Rucksacktaschen. Und haltet Euch auf der gesamten Tour dran. Es ist der Obernerv, wenn Ihr unterwegs den Kameraakku oder vorm Schlafengehen im dunklen Matrazenlager die Ohrstöpsel sucht. Apropos Ohrstöpsel. Wer die vergisst, ist selbst schuld. In jeder Hütte gibt es mindestens einen schnarchenden Australier.
- Wenn ich das mit dem Tourengehen mal raus habe, mache ich die Winter Haute Route. Hand drauf.
So. Und jetzt die Bilder…