BergNerdsHH #3: Steffen Heycke

„Mist! Das passt nicht.“ So lauteten die Worte von Steffen Heycke, als er bei unserem gemeinsamen Versuch, das erste Splitboard in der Craftski & Boards Werkstatt zu bauen, realisiert hatte, dass eine kleine Ungenauigkeit die Arbeit von anderthalb Tagen zunichte gemacht hat. Vielleicht hat er sich in diesem Moment zumindest ein klein wenig geärgert, dass wir uns im Herbst 2016 dank einer Pressemitteilung kennengelernt hatten. Ich glaube aber nicht, denn der nächste Satz lautete: „Das müssen wir noch einmal machen.“ Und so entstand vor wenigen Wochen das erste St. Bergweh X Craftski DIY Splitboard (Bild siehe unten).
Steffen hat diesen Sommer also über einer Tischlerei im Hamburger Stadtteil Eidelstedt eine Werkstatt eröffnet, in der er Workshops anbietet, um sich seine eigenen Ski oder sein eigenes Snowboard zu bauen – und jetzt eben auch Splitboards, wie ihr hier lesen könnt. Schon alleine diese verrückte Idee qualifiziert Steffen für den Titel Berg-Nerd und ein Interview in der entsprechenden Rubrik auf St. Bergweh. Zusätzlich ist er noch ein ausgesprochen sympathischer Typ, den ihr kennenlernen solltet. Doch bevor ihr das im folgenden Interview tun könnt, an dieser Stelle noch einmal kurz zur Erinnerung: In regelmäßigen Abständen möchte ich interessante Personen interviewen, die entweder in Hamburg aufgewachsen sind oder hier leben und die – wie alle Bewohner von St. Bergweh – eine große gemeinsame Leidenschaft haben: Berge und The Great Outdoors.

BergNerds Hamburg #3: Craftski & Boards Gründer Steffen Heycke (Foto: privat)
BergNerds Hamburg #3: Craftski & Boards Gründer Steffen Heycke (Foto: privat)

Wie würdest du dich deiner Schwiegermutter beim ersten Treffen vorstellen?
Hallo, ich bin Steffen und werde mich gut um Ihre Tochter kümmern. Und wenn ich zwischendurch mal nix sage, dann ist das nicht unfreundlich gemeint, dann bin ich mit meinen Gedanken einfach weit weg und träume in den Bergen vor mich hin.

Und wie bist du wirklich?
Sicherlich ein eher ruhiger Typ, der versucht seine verschiedenen Interessen (Familie, Bergsport, Musik machen) gut unter einen Hut zu kriegen. Wobei mir die berufliche Veränderung in diesem Jahr (Ich habe Craftski & Boards gegründet) das natürlich sehr erleichtert, da ich ja jetzt quasi beruflich Bergweh habe [lacht].

Seit wann bist du in Hamburg?
Ich bin 2011 nach Hamburg gezogen. Der Liebe und des Jobs wegen.

Sympathischer Berg-Nerd mit hessischen Wurzeln (Foto: privat)
Sympathischer Berg-Nerd mit hessischen Wurzeln (Foto: privat)

Und was macht dich zu einem Hamburger Berg-Nerd?
Der Berg-Nerd war ich schon lange vorher, zum Hamburger macht mich wirklich nur der Wohnort – den ich aber auch nicht mehr missen möchte. Und ich denke es ist tatsächlich die spezielle Kombination aus dem Leben in Hamburg – der einzigen (deutschen) Großstadt in der ich leben möchte – verbunden mit dem konstanten „Zug“ in Richtung Berg. So wird man dann halt Hamburger Berg-Nerd.

„Zug in Richtung Berg“ – was bedeuten Berge denn für dich?
Erdung und Beflügelung gleichzeitig. Eine schöne Tour, ein Moment des Innehaltens an einem besonders schönen Punkt, das leichte Vibrieren der Muskulatur nach einem anstrengenden Tag. Ich bin dann derjenige, der ich sein möchte, völlig bei mir. Und habe meine Wurzeln fest im Boden während mir gleichzeitig Flügel wachsen. Zu poetisch? Dann skip einfach zurück zur Antwort auf deine erste Frage.

Hattest du eine Bergerfahrung, die dir im Kopf hängengeblieben ist?
Für Außenstehende völlig unspektakulär: Während einer relativ einfachen Tour im Vorarlberg bei besten Bedingungen hielt ich inne, machte eine kleine Pause und traf eine sehr persönliche und wichtige Entscheidung. Danach beendete ich die Tour mit konstantem Grinsen unter dem Helm und das hatte nur teilweise mit dem perfekten Schnee unter meinen Füßen zu tun.

Ich vermute, die Entscheidung hat was mit Craftski zu tun, aber egal: Was tust du, wenn dich in Hamburg das Bergweh überkommt?
Ich geh in meine Werkstatt und fange an Ski zu bauen [lacht].

Im zweiten Versuch perfekt und ein echter Hingucker: das erste St. Bergweh X Craftski DIY Splitboard
Im zweiten Versuch perfekt und ein echter Hingucker: das erste St. Bergweh X Craftski DIY Splitboard

Hast du Tipps für Hamburger mit Bergweh?
Der Stammtisch von Fischkoppriding könnte helfen. Oder er macht es noch schlimmer, je nach dem. Oder ihr kommt einfach in meine Werkstatt und baut euch Ski, Snowboards oder mittlerweile auch Splitboards.

Irgendwelche Spot- oder Shopempfehlungen für echte Berg-Nerds?
Das Maderanertal! Während in Andermatt gerade mit ägyptischem Geld alle bisher unterlassenen Bausünden nachgeholt werden ist die Bergwelt ein paar Kilometer nördlich des Gotthardt-Massivs noch so was von in Ordnung. Ansonsten: Jeder, der schon mal mit Krämpfen in den Fußsohlen im Stiefel gestanden hat, sollte vielleicht mal in der Sportperle in Hamburg vorbeischauen.

Vielen Dank für die Antworten, möchtest du noch jemanden grüßen?
Meine MTB-Buddies aus alten Marburger Tagen: Den Uwe, den Peter und den Christian. Ich freu mich jetzt schon auf den Gardasee 2017!

Und da jeder St. Bergweh Artikel mit einem Song endet, welches Lied sollte unter diesem Interview stehen und warum?
Während eines AlpenX mit dem MTB hatten mein Tourbuddy Uwe und ich mal so richtig das Pech an den Hacken. Egal wie wir die Tour änderten – das Wetter änderte spontan mit und wir standen abwechselnd im Regen oder eben im Schnee. Bei einem – zugegebenermaßen etwas blödsinnigen – Versuch, den Fimberpass zu überqueren haute es uns dann den Neuschnee um die Ohren das es nur noch in den Ohren rauschte. Spontan begann Uwe lauthals den Refrain dieses Songs zu singen – und das haben wir dann auch beibehalten.

An alle St. Bergweh Leser: Du kennst einen echten Hamburger Bergsportverrückten? Oder bist selbst einer? Dann melde Dich doch bitte unter st.bergweh(at)gmail.com