Ich fange mal mit ein paar Zitaten an, die ich gestern in der Reportage „Im Herz der Finsternis“ von Anna Gauto im Handelsblatt gelesen habe: „Allein zwischen 2014 und 2017 starben oder verschwanden laut dem UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) mehr als 12400 Menschen auf der Flucht über das Mittelmeer.“ Das sind fast so viele Menschen wie in ganz Blankenese leben. „Max sah [in defekten Schlauchboten], die auf denen saßen, die vor Schwäche zusammengesackt und in der Plörre ertrunken waren. Oder die das Gewicht der anderen erdrückt hatte.“ Ich weiß nicht, wo ihr heute gesessen habt – bei mir war es jedenfalls warm und bequem und weit weg von einer solchen Situation. „Die Ärztin berichtet von den häufigsten Verletzungen ihrer Patienten [auf dem Rettungsschiff Aquarius]: … Rippenbrüche, Kniefrakturen, deformierte Knochen durch Schläge und Brüche. Brandnarben von Zigaretten auf der Haut. Narben an den Handgelenken und Fußfesseln. … Viele haben ältere Schusswunden an den Füßen … Schüsse in die Füße sind eine typische Art der Bestrafung in libyschen Internierungslagern.“ Jetzt schaut mal an eurem Körper runter – sehr wahrscheinlich (und hoffentlich) findet ihr da nichts dergleichen. Worum es mir geht? Auch wenn man immer weniger darüber liest, sieht oder hört – das Flüchtlingsproblem ist weder gelöst noch kleiner geworden. Das gilt auch für diejenigen, die es auf dem See- oder Landweg lebendig bis nach Europa geschafft haben.
Riders for Refugees Jacket Drop Part 2
Es ist traurig, dass es von der Aktion Jacket Drop überhaupt einen zweiten Teil geben muss. Aber es wird grad wieder Winter und damit sehr kalt. Und es leben immer noch Hunderttausende Flüchtlinge in Auffanglagern in teils menschenunwürdigen Unterkünften. Deshalb möchte ich – wie schon im vergangen Jahr – den Fotografen und ehemaligen Onboard Magazin Redakteur Danny Burrows bei seiner Initiative Riders for Refugees unterstützen und euch bitten, das nach Möglichkeit auch zu tun. Danny sammelt mit einem Team Freiwilliger (u.a. Alexis de Tarade, Justin Dutilh, David Levon und David Malacrida) in ganz Westeuropa Ski- und Snowboardjacken, um sie in den nächsten Wochen zu den Flüchtlingsbrennpunkten in Frankreich, Italien und auf dem Balkan zu bringen.
Wie könnt ihr helfen?
Es gibt zwei Möglichkeiten, wie ihr helfen könnt. Option 1: Spendet eure alte Snowboard- oder Skijacke. Statt dass sie bei Euch noch Jahre im Schranke hängt oder im Keller oder auf dem Dachboden rumliegt, könnte sie doch viel besser einen Menschen wärmen. Wie macht ihr das? Der einzige Abgabeort in Deutschland ist bei der Agentur Millhaus in München. Solltet ihr aus der Ecke sein, dann könnt ihr eure Sachen bis Ende der Woche (17.11.) dort abgeben. Solltet ihr woanders wohnen, dann könnt ihr es auch hinschicken (die Adresse findet ihr hier – einfach „Riders for Refugees“ irgendwo dazu schreiben). Die Hamburger können es entweder auch direkt nach München schicken oder bis einschließlich Dienstag (14.11.) bei mir im Büro in der Schanze abgeben (JDB MEDIA GmbH, Schanzenstr. 70, 20357 Hamburg). Am Mittwoch schicke ich dann alles nach München – Portokosten übernehme ich. Option 2: Spendet wie ich etwas Geld an Riders for Refugees. Für das Einsammeln und Transportieren aller Spenden werden ca. 5.500 US-Dollar benötigt (u.a. Mietwagen inkl. Versicherung, Benzin und Autobahngebühren, Essen und Übernachtung fürs Team). Eure Geldspenden könnt ihr ganz unkompliziert über Generosity.com an die Initiative überweisen. Warum ihr das tun solltet, verrät euch vielleicht diese Aussage von den Riders for Refugees Organisatoren bezüglich des vergangenen Jahres oder das nachfolgende kurze Video von vergangenem Jahr:
After 6000 kilometers on the road, 2500 jackets were delivered or mailed to the homeless & refugees in the UK, Germany, Belgium, France, Serbia & Greece during Operation Jacket Drop. We were met with so much hospitality & generosity from everyone on our journey. It reassures us to know that riders are a gang of good.
https://www.facebook.com/ridersforrefugees/videos/1196090497106538/
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Letztes Jahr hat die liebe Claudia vom Interviewmagazin outdoorrunde.de ein paar Fragen an Alexis und Danny gestellt – die Fragen und natürlich auch die Antworten gibt es hier. Tägliche Updates gibt es übrigens auf der Riders for Refugees Facebook-Seite. Und der abschließende St. Bergweh Song kommt passenderweise dieses Mal aus Lampedusa – allerdings bei 32 Grad – und ist von Rap-Gott Fatoni zusammen mit Dexter: