OutDoor 2018: Rucksack Highlights

St. Bergweh OutDoor 2018 Fjällräven
St. Bergweh OutDoor 2018 Fjällräven
Lastenträger: Ohne Rucksack geht draußen (fast) nichts

Crux

Die seit Anfang der 2000er Jahre existierende Marke Crux dürfte nur eingefleischten Alpinisten etwas sagen. Das macht auch Sinn, denn genau für diese Zielgruppe hat der Neuseeländer Carol McDermott das Unternehmen ehemals im englischen Dartmouth gegründet – unter anderem mit einem Rucksack-Klassiker, der eben genau diese Spezialisierung kompromisslos widerspiegelt. Wenn ein Alpinrucksack das Potential hat, jemanden bis zum Lebensende zu begleiten, dann der Crux AK (37L, 47L, 57L & 70L). Sein Aussehen wurde seit 2002 kaum verändert. Dass er trotzdem wie ein moderner Rucksack wirkt, spricht für das zeitlose Design des Crux AK und passt zum Langlebigkeitsanspruch des Unternehmens für seine Produkte. Eine wasserdichte und extrem robuste Kevlar-Cordura-Stoffmischung mit vergleichsweise wenig Nähten, da fast aus einem Stück produziert, soll beim Crux AK genau diese lange Lebensdauer gewährleisten.

St. Bergweh OutDoor 2018 Crux
Crux: Wenn ein Produkt nur alle paar Jahre überarbeitet wird bzw. werden muss, dann spricht das für das Produkt und den Hersteller

Ethnotek

Ein weiterer Newcomer im Backpack-Business ist Ethnotek, deren Deutschlandvertrieb von Hamburg aus stattfindet und die seit 2018 Teil des B Corp Programms sind – einem internationalen Netzwerk besonders sozialer und umweltverträglicher Unternehmen. Das charakteristische an den eher für urbane Abenteuer konzipierten Taschen ist das markante Design der von Kunsthandwerkern in Ghana, Guatemala, Indien, Indonesien und Vietnam gewebten Oberstoffe, die bei den meisten Modellen sogar in Form der Taschenklappen (sogenannte Threads) ausgetauscht werden können. Die Viva con Agua Kollektion, die auch weiterhin erhältlich ist, hat im vergangenen Jahr mehr als 16.000 Euro an Spendengeldern für Wasserprojekte eingebracht. Interessant finde ich die Option, dass man sich die Rucksäcke und Taschen mit Mehrwegverpackung, sogenannten RePacks, schicken lassen kann, um so Verpackungsmüll zu reduzieren.

St. Bergweh OutDoor 2018 Ethnotek
Ethnotek: Das ausgefallene Design wird man mit Sicherheit bald häufiger sehen

Exped

Etwas technischer – und auch bekannter – dürften die Schweizer von Exped sein. Auf der diesjährigen OutDoor haben sie für 2019 das dank Dyneema-Gewebe äußerst robuste, wasserdichte und gleichzeitig trotzdem ungemein leichte Rucksackmodell Whiteout vorgestellt. Den Whiteout wird es mit einem Packmass von 27, 30, 45 und 55 Litern geben. Selbst die 55 Liter Variante kommt auf nur 825 Gramm Eigengewicht. Wie lange der Rucksack beim Einsatz am Fels (oder überhaupt im Outdooreinsatz) so schön weiß bleibt, ist jedoch fraglich – wobei gut sichtbare Gebrauchsspuren durchaus die Berg-Credibility stärken dürften.

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Exped: Weiß muss man sich trauen, aber dann kann der Whiteout zum Lieblingsbegleiter auf alpinen Touren werden

Fjällräven

Das Zeug zu einem neuen Klassiker dürfte der Keb Trekking-Rucksack von Fjällräven haben. Offensichtliche Besonderheit: Ein Rahmen aus FSC-zertifiziertem Holz, statt Aluminium. Außerdem bringt der ab 2019 in einer 52 und einer 72 Liter Version erhältliche Rucksack der Skandinavier eine Vielzahl an Befestigungsmöglichkeiten für Ausrüstung (u.a. auch für Ski) mit sowie Trinksystemkompatibilität und auch mit Handschuhen bedienbare Schnellverschlusshaken. Erst auf den zweiten Blick (oder nach dem ersten Anfassen), fällt auch das neue umweltfreundliche Bergshell-Material auf: Es wird laut Herstellerangaben aus 100 Prozent recyceltem Nylon produziert, wodurch Fjällräven seine Abhängigkeit von nichterneuerbaren Ressourcen reduzieren und den Energie- und Wasserverbrauch senken kann. Das Material soll wasserdicht, strapazierfähig und haltbar sein, hat aber dennoch eine vergleichsweise weiche Oberfläche, wie ich vor Ort testen konnte.

St. Bergweh OutDoor 2018 Fjällräven
Fjällräven: Selten wird skandinavische Trekking-Tradition und -Innovation in einem Produkt so offensichtlich vereint, wie in diesem Rucksack

Gregory

Gregory ist ja so ein wenig das US-amerikanische Deuter. In den Staaten scheint jeder zweite Rucksack ein Gregory zu sein. Rein funktionell kann ich diese weite Verbreitung auch durchaus nachvollziehen. Ich besitze seit sechs Jahren einen Z40 (heute Zulu), mit dem ich unter anderem auf dem John Muir Trail unterwegs war. Außerdem habe ich den Skitourenrucksack Targhee 45, der mich unter anderem auf einer mehrtägigen Splitboardtour am Piz d`Err oder beim Positivity Camp im italienischen Val Formazza begleitet hat. Und im vergangen Sommer konnte ich den Trekking-Rucksack Baltoro 75 sechs Tage auf dem Laugavegur und Fimmvorduhals Trail in Island testen. Keines der Modelle hat mich enttäuscht. Insofern empfehle ich einen Blick auf den für 2019 überarbeiteten Zulu beziehungsweise das entsprechende Damenmodell Jade, welches im übrigen in diesem Jahr mit dem OutDoor Industry Award ausgezeichnet worden ist, auch wenn ich persönlich vom Design her andere Hersteller und Modelle bevorzugen würde. Aber aus schönen Krügen trinkt es sich halt auch oft nicht sonderlich gut.

St. Bergweh OutDoor 2018 Gregory
Gregory: Einer der besten Begleiter für Mehrtagestouren mit leichtem Gewicht

Heimplanet

Spannend wird es in den nächsten Wochen bei Heimplanet. Die Hamburger haben seit ein paar Tagen eine neue Crowdfunding-Kampagne am Start, die am 12. Juli online gegangen ist und nur 29 Tage läuft. Dieses Mal geht es um eine neuen Taschenserie namens „Transit Line“, bestehend aus Reiserucksack, Rolltop Messenger Bag und Sling Tasche, auf die ich während der OutDoor schon einen ersten Blick werfen durfte. Bereits heute (drei Tage später) ist minimale Crowdfunding-Summe von 35.000 Euro bereits erreicht. Kein Wunder, denn alle drei Produkte wirken ziemlich stylisch, durchdacht und alltagstauglich. Also einfach mal auschecken und gegebenenfalls schnell zuschlagen, um sich den günstigen Kickstarter-Preis zu sichern.

St. Bergweh OutDoor 2018 Heimplanet
Heimplanet: Die Hamburger haben wieder einen rausgehauen – checkt die Crowdfunding-Kampagne zur neuen Transit Line Taschenserie

Mystery Ranch

So, wer diese Marke schon kennt, dem gebe ich ein Bier aus, denn Mystery Ranch ist meine Neuentdeckung auf der OutDoor 2018. Dabei scheinen die Köpfe hinter Mystery Ranch keine Unbekannten zu sein – zumindest in den USA nicht. Die Gründer Dana Gleason and Renee Sippel-Baker starten Ende der 70er Jahre unter dem Namen Kletterwerks mit Rucksäcken und unter Mojo/Quest Systems mit Kamerataschen. Mitte der 80er Jahre gründeten sie dann Dana Design und verkauften ihr Unternehmen rund zehn Jahre später an die K2 Gruppe. Statt „Frührente“ entschieden sich die zwei im Jahr 2000 zu einem Neustart mit Mystery Ranch. Durchaus kritisch kann man ihre Arbeit für das US-Militär betrachten. Gleichzeitig entwicklen sie aber auch Produkte für die Feuerwehr. Unbestritten ist jedoch, dass sie durchaus ein paar praktische Ideen haben, wie ich finde. Unter anderem einen Rucksack-Regenschutz mit integrierter Kapuze, so dass kein Wasser mehr zwischen Regenjacke und Rucksack läuft. Oder ein Verstellmechanismus, der zusätzlichen Packraum zwischen Rucksackrahmen und Staufach freigibt, in den z.B. Zelt, Isomatte oder Schlafsack geschoben werden können oder in dem man auf den letzten Kilometern Brennholz fürs Lagerfeuer sammeln kann.

Ortlieb

Auch von Ortlieb gibt es in Friedrichshafen etwas Neues zu sehen, was der Outdoor Industry Award Jury eine Auszeichnung wert ist: der wasserdichte (IP67-Standard) Outdoor-Rucksack Atrack, den es im kommenden Jahr in einer 25, 35 und 45 Liter Variante geben soll. Das Reißverschlusssystem zum Bepacken des Rucksacks ist ziemlich ausgeklügelt und erinnert eher an eine Dufflebag. So lässt sich der Atrack auch am besten umschreiben, einen Mix aus Rucksack und Reisetasche.

St. Bergweh OutDoor 2018 Ortlieb
Ortlieb: Man wird wahrscheinlich heimlich wenige Longboards an der neuen Rucksacktasche von Ortlieb sehen, das macht sie aber nicht weniger gut

Vaude

Der letzte Tipp kommt noch einmal aus dem baden-württembergischen Tettnang, Ortsteil Obereisenbach, dem Firmensitz von Vaude – und das im wortwörtlichen Sinne. Denn der Multifunktionsrucksack Proof 28 wurde hier nicht nur entwickelt, sondern wird hier auch produziert. Das Design des dank robustem Außenmaterials und Hochfrequenz-verschweißter Nähte wasserdichten Rucksacks ist schön clean und soll sich damit nicht nur zum Biken und Hiken, sondern eben auch fürs Commuting – also dem Pendeln zum Arbeitsplatz – oder sonstige städtische Wege eignen. Das Ganze dann noch mit ein paar durchdachten Details und den Vaude typischen besonders hohen Umweltstandards.

St. Bergweh OutDoor 2018 Vaude
Vaude: Bisher haben für mich bei Vaude vor allem die inneren Werte (unternehmerische Verantwortung) gezählt – in diesem Fall passt auch das Aussehen (Design)

St. Bergweh Musikvideo

Dieses per Zufall entdeckte „Stay High“-Cover vom französischen Loop Station Beatboxer Saro und Julia Chesnin ist mein Musikvideo-Tipp zum heutigen Beitrag.