Sommer. Hamburg. Jetzt.

Es ist jedes Jahr das Gleiche. Man kann nicht sagen, wann er ankommt. Noch nicht einmal sicher, ob er überhaupt irgendwann ankommt. Und selbst hinterher weiß man oft gar nicht so recht, ob er jetzt eigentlich da war oder nicht. Grad sieht es aber ganz gut aus und bevor uns irgendein Wettergott wieder einen Strich durch die Rechnung macht, rufen wir ihn doch hiermit einfach offiziell aus: Willkommen Hamburger Sommer! Und da man nicht weiß, wie lange er wirklich anhält, hier der ultimative St. Bergweh Sommer-Guide für Hamburg: Was ihr jetzt schnellstmöglich und unbedingt tun solltet – Ausreden zählen nicht:

Sommer in Hamburg: Was soll bitte noch schöner sein?
Sommer in Hamburg: Was soll bitte noch schöner sein?

1. Ab aufs Wasser
Ich behaupte jetzt einfach mal, dass keine andere deutsche Großstadt mit so wunderbaren und charakterlich unterschiedlichen Wasserflächen gesegnet ist wie Hamburg. Alleine der Anblick vom Elb- oder Alsterufer ist schon eine visuelle Wohltat. Interessant wird es aber erst richtig, wenn man sich auch auf dem Wasser bewegt. Ich selbst mache das (leider viel zu selten) mit meinem Seekajak, das in einem der zahlreichen Bootshäuser entlang der Alsterkanäle liegt. Das kann aber jeder halten wie er will: Trettboot oder Drachenboot, Kajak oder Kandadier, Ruderboot oder SUP-Board. Alles kann, nichts muss – Hauptsache man kommt mal raus und begibt sich auf eine etwas andere Entdeckungsreise unserer Stadt. Da die Elbe eher was für die Fortgeschrittenen und nicht ganz ungefährlich ist, empfehle ich den Start am Isekai 1. Dort befindet sich das NOAS (ehemals Goldfisch). Hier gibt es nicht nur klassische Paddelboote (Kanadier) und Kajaks. Auch der vom Freerider Shop und der Kaifu Lodge 2010 ins Leben gerufene SIP Club Hamburg hat hier seine Kurs- und Verleihstation.

Ab aufs Wasser: Kajak fahren auf dem Isebekkanal
Ab aufs Wasser: Kajak fahren auf dem Isebekkanal

Insidertipps: Kaffee und Kuchen to go durchs Küchenfenster direkt ins Boot gibt es im Cafe Canale direkt am Mühlenkampkanal. Die letzten wärmenden Strahlen der Abendsonne kann man wiederum am besten am Alstersteg der RG Hansa erhaschen.

2. Ab aufs Longboard
Klar. Nicht alle finden den Hype um Longboards Klasse. Die „echten“ Skater haten gegen die Longboard-Pussys. Und die „echten“ St. Paulianer sind gerade von den männlichen Ü30-Skatern heftig genervt – zumindest die arme (ernst gemeint) Brigitte-Redakteurin Bianka Echtermeyer. Ich mag es aber. Ist quasi mein Snowboard-Sommerersatz. Wer sich das mal anschauen will, geht einfach mal bei der Rollschuhbahn in Planten un Blomen vorbei oder spaziert durch den Dopa (Donnerspark). Hier hängen eigentlich permanent sympathische Longboarder beim Dancen oder Downhillfahren ab. Equipment kauft man übrigens nicht im Internet, sondern unterstützt lieber die Core-Shops Mantis oder Subvert und lässt sich ordentlich beraten (sonst kauft man halt zwei Mal). Zur Not gehen auch noch Planet Sports und Blue Tomato. Wer sich vorab informieren will, ist mit den beiden Büchern von und mit dem Hamburger Fotografen Gordon Timpen bestens beraten, zu denen ich auf St. Bergweh demnächst auch mal Rezensionen schreiben werde: Longboard – Die Kunst des Asphaltsurfens und Longboard-Guide.

Ab aufs Longboard: Rollschuhbahn in Skater-Hand
Ab aufs Longboard: Rollschuhbahn in Skater-Hand

Insidertipps: Ein- und Aufsteiger können beim Rollsport Hamburg e.V. Workshops belegen. Hatte mich mal für einen Slide-Workshop angemeldet und auch als Oldie eine Menge Spaß. Und wer ganz schnell ist, kann noch bis 11. Juni, 16 Uhr, seinen Traum vom Endless Ride wahr werden lassen und das Kickstarter Crowdfunding-Projekt des Hamburger Start-ups MELLOW unterstützen.

3. Ab aufs Bike
Eigentlich ist Hamburg ja wie gemacht fürs Fahrradfahren. Wenn da nicht die beschissenen Radweg wären. Und die oft wenig rücksichtsvollen Autofahrer. Und der Gegenwind. Aber einfach kann ja jeder. Deshalb ist spätestens jetzt der Zeitpunkt gekommen, warum man das Fahrrad wieder häufiger aus dem Keller holen sollte. Ein guter Einstieg ist die jeden letzten Freitag im Monat stattfindende Critical Mass Hamburg, nach eigenen Aussagen eine „internationale Form der direkten Aktion, mit der Radfahrer darauf aufmerksam machen möchten, dass sie ebenso wie motorisierte Fahrzeuge Teil des Straßenverkehrs sind“ und die größte monatliche Critical Mass in Europa. Das Ergebnis: Rund 5.000 Menschen nehmen regelmäßig an den abendlichen Demonstrationszügen für mehr Fahrradfreundlichkeit teil und fahren eher gemütlich durch die Hamburger Stadtbezirke. Eher gemütlich geht es auch auf den Waldwegen und Single Trails in den Harburger Bergen zu – zumindest wenn man als Mountainbiker eher Mittelgebirge oder gar die Alpen gewohnt ist. Aber besser als nichts und in meinen Augen auch total unterschätzt diese Harburer Berge. Wer es sportlicher und mit etwas mehr Thrill mag, dem seien die regelmäßigen Nightrides und die diversen Alley Cats (z.B. vom Suicycle Bike Shop oder dem Black Spoke Collective) ans Herz gelegt.

Ab aufs Bike: Rolle mit deinen Besten
Ab aufs Bike: Rolle mit deinen Besten

Insidertipp: Statt wie gefühlt jeder zweite Hamburger Fahrradfahrer am 23. August 2015 bei den Cyclassics mitzufahren, solltet ihr besser mal in Erwägung ziehen, am Tag zuvor am Rad Race Battle in der Mönckebergstraße teilzunehmen. Der Sprint Mann gegen Mann und Frau gegen Frau verspricht Spannung pur – außerdem sind die Sponsoren deutlich cooler. Atomkraft? Nein Danke!

Und nur für den (zugegeben sehr unwahrscheinlichen) Fall, dass es in den nächsten drei Monaten doch mal regnen sollte, hier die Top 3 St. Bergweh Schlechtwetter-Alternativen im Schnelldurchlauf:

1. Ab in die Skihalle
Auch wenn uns ganz Süddeutschland für die knapp 300m Piste mit ihrem maximal 20% Gefälle auslacht: Im Sommer spürt man förmlich den blau-weißen Neid. Vor allem weil der Snow Dome Bispingen in diesem Jahr endlich mal richtig Gas gibt. Am 12.-14. Juni 2015 fällt mit einem großen Opening Wochenende der Startschuss für einen wirklich heftigen Freestyle Fun Park. Bis Ende August wird es mehrere Jiblines und Kicker in der -4°C kalten Halle geben. Heftig. Und eins steht fest: Egal wie das Wetter ist, wenn ihr aus der Skihalle rauskommt, wird es sich warm anfühlen.

Ab in die Skihalle: Klingt komisch. Ist. komisch. Macht Spaß.
Ab in die Skihalle: Klingt komisch. Ist. komisch. Macht Spaß.

2. Ab in die Hamburger Galerien
Abseits der klassischen Kunstszene hat sich in Hamburg zum Glück auch Urban und Street Art einen festen Platz erobert. Passend dazu startet am 13. Juni ab 19 Uhr mit einer Vernissage die Gruppenausstellung „60 Jahre Kunst in Hamburg“. Beteiligt sind die Galerien Feinkunst Krüger, Helium Cowboy, Mikiko Sato, Oel-Früh, Kramer Fine Art sowie die Affenfaust Galerie, wobei letztere auch gleichzeitig Initiator Veranstaltungsort (Achtung, NEU: Paul-Rosen-Straße 43) ist. Die sicher wieder sehr sehenswerte Ausstellung endet am 17. Juli. Ebenfalls interessant dürfte auch wieder die von 2. bis 5. Juli stattfindende Millerntor-Gallery im Stadion des FC St. Pauli werden – zumindest hat sich das hingehen in den letzten Jahren immer gelohnt, wie man hier lesen und sehen kann.

Ab in die Hamburger Galerien: Diese Wand bleibt bunt!
Ab in die Hamburger Galerien: Diese Wand bleibt bunt!

3. Ab aufs Trampolin
Selbst leider noch nicht getestet, aber mega heiß drauf: das Jumphouse. Auf einer Gesamtfläche von 1.100 Quadratmetern stehen angeblich über 70 Trampoline, die nur darauf warten, gerockt zu werden. Egal, ob nur zum Spaß oder als Training für ambitionierte Snow-, Kite- oder Wakeboarder und natürlich auch Skifahrer.

Ab aufs Trampolin: Schön im Jumphouse. Schöner in Les 2 Alpes.
Ab aufs Trampolin: Schön im Jumphouse. Schöner in Les 2 Alpes.

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