Test: Heimplanet Monolith Duffle Bag

„Heimplanet hat es sich zum Ziel gesetzt, das bestmögliche Reiseequipment zu entwickeln, um Dich bei all Deinen Reisen zu unterstützen“, so steht es auf der Website des kleinen, aber feinen Hamburger Unternehmens Heimplanet. Das ist doch mal eine Ansage, dachte ich mir. Schauen wir mal, ob die Hanseaten diesem hohen Anspruch an sich selbst gerecht werden können oder ob es klassisches Marketing Blabla ist. Gemeinsam mit drei anderen Bloggern testete ich diesen Sommer die Heimplanet Reisegepäcklinie Monolith: Andreas von Gipfelfieber nahm den Monolith Rucksack genauer unter die Lupe, Conni von Planet Backpack checkte den Monolith Daypack aus und Nima von Abenteuer Spanien unterzog den Monolith Weekender einem Praxistest. Das Monolith Duffle Bag ist nun das letzte Produkt in der Reihe und musste sich unter anderem in Island beweisen.

Island: Heimplanet X St. Bergweh – der ultimative Test
Island: Heimplanet X St. Bergweh – der ultimative Test

Heimplanet kennt man ja eigentlich durch die innovativen Zelte, die für die nötige Stabilität auf aufblasbare Schläuche statt das übliche Zeltgestänge setzen. Was 2003 als Idee auf einem Surftrip entstand und 2008 zu einem echten Businessplan wurde, endete 2011 im ersten aufblasbaren Zelt: The Cave – ispo Brandnew Award Finalist, Gewinner des if Product Design Awards und des Designpreises der Bundesrepublik Deutschland. Neben weiteren Zeltmodellen gingen die Heimplanet-Gründer Stefan Clauss und Stefan Schulze-Dieckhoff 2013 mit der Reisegepäcklinie Monolith an den Start: „Wir wollen Funktionalität von Outdoor-Produkten mit einem innovativen Design verbinden und dadurch ein Konzept begründen, welches wir Outdoor Lifestyle nennen“, heisst es auf der Website. Zudem ist die Rede von schlichtem Design und einem hohen Grad an Funktionalität. „Jede Tasche kann an Deine persönlichen Ansprüche und Wünsche angepasst werden … Jede der Taschen ist bereit für die härtesten Ansprüche, jeden Tag.“ Na mal sehen, ob das auch auf das Duffle Bag zutrifft.

Reykjavik: Ready for Roadtrip – Bei der Mietwagenstation braucht man etwas Geduld
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Die puren Fakten
Das Duffle Bag hat ein Volumen von 85 Liter. Neben den per Klettverschluss verbindbaren Doppelhenkeln zum Tragen der Tasche, verfügt das Monolith Duffle Bag über zwei verstaubare Rucksackgurte. Dafür gibt es keinen langen Henkel zum Tragen der Tasche über der Schulter, so wie es die meisten Duffle Bags anbieten. Als Feature hat die Tasche auf der Unterseite zwei verstellbare Klettbandgurte („Velcro Carry-System“), zusätzlich sperrige Gegenstände befestigt zu können. Stichwort „zusätzlich“: Alle Taschen der Monolith-Serie haben diverse Anbringungsmöglichkeiten für die weiter unten beschriebenen Zusatzpacks „Volume +“ des Heimplanet „M.O.L.L.E.-Systems“. Eher klassisch ist die große D-förmige Öffnung zum einfachen Ein- und Auspacken über fast die gesamte Taschenlänge. Kostenpunkt: 190 Euro.

Das Konzept
Ein Duffle Bag ist ja nichts anderes als ein moderner Seesack. Der zeichnet sich traditionell dadurch aus, dass viel rein passt und die Ordnung innerhalb der Tasche per se erst einmal keinem System folgt (so wie man das von Trolleys oder Reiserucksäcken kennt). Entweder einfach alles rein (und 85 Liter bieten einigen Platz) oder man überlegt sich ein eigenes System mit separaten Packsäcken (oder Plastiktüten) für Klamotten & Co. Der Heimplanet Duffle Bag folgt dieser Tradition, hat aber ein Feature, das in ihn gewisser Art und Weise einzigartig macht: Passend für die gesamte Monolith-Serie gibt es sogenannte „Volume+ Pouches“ in vier verschiedenen Größen, also kleinen separaten Taschen, die über das sogenannte „M.O.L.L.E.-System“ innen und außen an den Monolith Reisetaschen bzw. Rucksäcken angebracht werden können. Sie sorgen im bzw. am Duffle Bag auf Wunsch für Ordnung, Flexibilität und zusätzlichen Platz. In der Theorie hört sich das sehr gut an – testen konnte ich es aber nicht, da ich nur das Duffle Bag selbst als Testmuster zur Verfügung gestellt bekommen habe.

Monolith-Serie: Zusätzlich zum Duffle Bag gibt es das Daypack, den Weekender und einen Rucksack (Foto: Screenshot heimplanet.com)
Monolith-Serie: Zusätzlich zum Duffle Bag gibt es das Daypack, den Weekender und einen Rucksack (Foto: Screenshot heimplanet.com)

Ein echter Seesäcke zeichnet sich aber nicht nur durch seine Größe aus, sondern such, dass er ein Seebärenleben lang hält – also ausgesprochen robust ist und allen Widrigkeiten einer Reise standhält. Heimplanet versucht diesem Anspruch gerecht zu werden, indem es auf Nylon-Fasern mit einem sehr guten Verhältnis zwischen Robustheit und Gewicht setzt: Der Großteil des Duffle Bag besteht aus PU beschichtetem 840D und 1680D Ballistic Nylon. Der Boden und die Seitenwangen sind zusätzlich TPU (thermoplastisches Polyurethan) laminiert. Dieses Verfahren findet auch Anwendung, um Zeltböden widerstandsfähiger und wasserdicht zu machen. Ein kleiner Regenschauer oder das Abstellen auf feuchtem Boden, machen der Tasche erstmal wenig aus. Gänzlich wasserdicht ist das Duffle Bag jedoch nicht. Auch bei den Reißverschlüssen oder den Verbindungselementen des Trägersystems hat man nicht den Eindruck, sich Sorgen machen zu müssen, dass sie vorzeitig den Geist aufgeben.

M.O.L.L.E. System: Drei der vier verschiedenen Zusatzpacks für alle Monolith-Taschen (Foto: Screenshot heimplanet.com)
M.O.L.L.E. System: Drei der vier verschiedenen Zusatzpacks für alle Monolith-Taschen (Foto: Screenshot heimplanet.com)

Der Praxistest
Die Heimplanet Monolith Duffle Bag durfte diesen Sommer mit zu einem zweiwöchigen Trip nach Island: ein wunderbarer Mix aus Städtereise (Reykjavik), Roadtrip (Westfjorde), Reiterhof und Hiking-Trails (Laugavegur und Fimmvörðuháls) – Details dazu zu einem späteren Zeitpunkt hier auf St. Bergweh. Die Tasche war – bis auf die Hiking-Trails natürlich – immer dabei. Da habe ich auf meinen Gregory Z40 gesetzt, der sich schon auf meinem Solohike auf dem südlichen Teil des John Muir Trails in Kalifornien, der Walker’s Haute Route und diversen Hüttentouren in den Alpen bewährt hat.

Kex-Hostel: Teuer, aber jeden Euro wert, wenn man mitten in der Nacht bei so einem Blick über das Leben sinnieren kann
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Die Anforderungen an das Duffle Bag lagen also vor allem darin, leicht zugänglich möglichst viel Reisgepäck sicher zu verstauen und kein Problem mit häufigen Ortswechseln zu haben. Grundsätzlich hat beides wunderbar funktioniert. Das Zugangsfach lässt einhändig (nicht selbstverständlich) mit einem wirklich sehr robust wirkenden Reißverschluss weit öffnen. Außerdem praktisch: Die Tasche ist auch leer so stabil, dass sie nicht zusammenklappt, wenn der Reißverschluss komplett geöffnet ist. Das schont die Nerven beim Ein- und Auspacken oder wenn man etwas sucht. Das kann bei 85 Litern Volumen schon schnell mal passieren. Typisch Duffle Bag gibt es wenig separate Taschen: eine kleine Schlüsseltasche außen und zwei mit Reißverschlüssen verschließbare Netztaschen innen (an der Seite für zum Beispiel Unterwäsche und im Deckel für zum Beispiel Hemden oder Papiere/Zeitschriften/Laptop etc.).

Raumwunder: 85 Liter Volumen einfach mal mit den Lieblingshoodies füllen
Raumwunder: 85 Liter Volumen einfach mal mit den Lieblingshoodies füllen
Ordnung: Netztaschen mit Reißverschluss innen - außen eine kleine Schlüsseltasche
Ordnung: Netztaschen mit Reißverschluss innen – außen eine kleine Schlüsseltasche

Da kommen wir schon zu einer wichtigen Erkenntnis: Wenn man die 85 Liter voll ausreizt, kommt schnell einiges an Gewicht zusammen. Theoretisch passen da sieben Stiegen mit je zwölf 1-Liter-Milch-Tetra-Packs rein. Könnt ihr ja beim nächsten Besuch im Supermarkt aufeinanderstapeln und ausprobieren, wie weit ihr das tragen könnt (falls ihr es überhaupt hoch bekommt). Entsprechend sollte man das Packen des Monolith Duffle Bags auch ein wenig planen und entweder vorrangig Klamotten oder leichte Gegenstände darin verstauen oder die Tasche eben nicht bis zum Limit füllen. Nicht ganz so kräftige Personen kommen sonst schnell an ihre Grenze, selbst wenn es nur darum geht, die Tasche zum Auto/Bahnhof/Flughafen und dann ins Hostel/Hotel zu bringen.

Robustheit: Diesen Reißverschlüssen kann man vertrauen
Robustheit: Diesen Reißverschlüssen kann man vertrauen
Robust 2: Hochgezogene TPU-Beschichtung und stabile Tragegriffe
Robust 2: Hochgezogene TPU-Beschichtung und stabile Tragegriffe

Im Video oben wird ein Gimmick angedeutet, das ich mir in der Praxis kaum vorstellen kann. An der Unterseite bieten zwei Klettverschluss-Straps die Möglichkeit, zusätzliches sperriges Equipment zu befestigen. Ein Skateboard – wie von Heimplanet vorgemacht – würde ich aber niemals da ran befestigen. Das Griptape vom Skateboard würde im Alltag die beschichtete Unterseite der Tasche nach und nach stark beschädigen. Wenn überhaupt, kann man da ein Penny Board (Plastik und ohne Griptape) dran befestigen. Viel eher eignet es sich für ein Kamerastativ oder ähnliches – dann aber auch nur im Rucksackmodus.

Velcro Carry-System: Sieht cool aus, das Griptape beschädigt aber die Unterseite der Tasche
Velcro Carry-System: Sieht cool aus, das Griptape beschädigt aber die Unterseite der Tasche
Velcro Carry-System: Ist das  Kunst oder kann das weg – so würde ich nicht verreisen
Velcro Carry-System: Ist das Kunst oder kann das weg – so würde ich nicht verreisen
Velcro Carry-System: So schon eher – mit einem Penny Board ohne Griptape macht auch die Heimplanet Idee Sinn
Velcro Carry-System: So schon eher – mit einem Penny Board ohne Griptape macht auch die Heimplanet Idee Sinn

Ansonsten macht die Tasche – soweit das jetzt zu beurteilen ist – alles mit. Die Materialien wirken sehr wertig und beständig. Man hat keine Sorgen, sie irgendwo abzustellen, hin- und herzuziehen oder auch in die Hände von weniger behutsamen Menschen (Flughafenpersonal, Busfahrer etc.) zu geben. Am Flughafen muss man natürlich schon mal genauer hinschauen, da es meist nicht nur eine schwarze Tasche auf dem Gepäckband gibt. Kleine Hilfe bieten da die mitgelieferten zusätzlichen Reißverschluss-Bändchen in leuchtenden Farben, gegen die man die standardmäßig angebrachten schwarzen Bändchen eintauschen kann.

Rucksackfunktion: Überraschend komfortabel und durchaus eine sinnvolle Option für längere Tragestrecken
Rucksackfunktion: Überraschend komfortabel und durchaus eine sinnvolle Option für längere Tragestrecken
Rucksack: Die Träger sind am Kopfende in einer kleinen Tasche und werden unkompliziert am unteren Ende eingehakt
Rucksack: Die Träger sind am Kopfende in einer kleinen Tasche und werden unkompliziert am unteren Ende eingehakt

Die Nachhaltigkeit
Heimplanet verzichtet bei der Produktion der Monolith-Produkte vollständig auf die Verwendung von PVC. Die Qualität der Materialien und der Verarbeitung lässt zudem vermuten, dass die Tasche durchaus einige Jahre – wenn nicht gar Jahrzehnte – als Reisetasche genutzt werden kann und nicht nach kurzer Zeit wieder durch ein neues Produkt ersetzt werden muss. Ansonsten finden sich leider relativ wenig Informationen oder gar Fakten zum Thema nachhaltiges Denken und Handeln bei Heimplanet.

Zusammenfassung
Die Auswahl an Duffle Bags ist riesig. Es gibt sie von klassichen Outdoor-Marken wie The North Face, Marmot, Salewa oder Evoc. Aber auch von Lifestyle-Marken wie Herschel oder G-Star. Es gibt sie als eher funktionelle wasserdichte Modelle von Ortlieb oder Overboard. Und es gibt sie als Style-Taschen von Vans oder Dakine. Die Heimplanet Monolith Duffle Bag liegt irgendwo in der Mitte. Sie sieht durch das klassische Schwarz und das sehr reduzierte, dezente Design sehr stylisch aus. Die robuste Konstruktion und die wertigen Materialien sorgen für das nötige Vertrauen, dass man in sein Equipment auch bei eher außergewöhnlicheren Reisen haben möchte. Insofern scheint das von den Machern des Duffle Bag oben genannte Konzept des „Outdoor Lifestyle“ durchaus gelungen – mit leichtem Übergewicht auf dem Lifestyle. Deshalb ist das Monolith Duffle Bag in meinen Augen ein stylischer Seesack für die „zivilisierte“ Welt. Ich würde sie also weniger für Backpacker-Reisen oder Abenteuer-Trips empfehlen, sondern eher für Städtereisen oder Aktivurlaube.

Hinweis: Vielen Dank an Heimplanet und die Jungs vom Outdoor Blogger Network für das kostenfreie Testprodukt.

Das St.Bergweh Musikvideo zu diesem Post kommt von der isländischen Band Sigur Ros, heisst Olsen Olsen und ist Teil der wirklich sehenswerten Musikdokumentation Heima: